- Gefühlstheorien
- Gefühlstheori|en,Erklärungsversuche über das Wesen und die Entstehungsbedingungen der Gefühle. Die verschiedenen Auffassungen (u. a. Gefühl als Erkenntnis, Emotion, Befindlichkeit, Empfindung) hängen nicht zuletzt damit zusammen, dass Gefühlstheorien sowohl von philosophischer und psychologischer als auch von ethologischer und physiologischer Seite entwickelt wurden. Die älteren psychologischen Theorien befassten sich v. a. mit dem Verhältnis zwischen peripheren vegetativen Vorgängen und dem Gefühlserlebnis. W. James betrachtete (1884) Gefühl als Folge von physiologischen Vorgängen »Wir weinen nicht, weil wir traurig sind, sondern wir sind traurig, weil wir weinen«. Carl Gefühlstheorien Lange (1885) behauptete, die peripheren Körpervorgänge seien die Gefühle. Nach heutiger Ansicht sind Gefühle beziehungsweise Affekte als psychophysische Einheiten zu verstehen. Neuere Theorien befassen sich mehr mit den zentralnervösen Grundlagen und betonen die Bedeutung bestimmter Hirnzentren, so W. B. Cannon und P. Bard: Enthemmungstheorie (Hypothalamus); M. B. Arnold, D. B. Lindsley und Elizabeth Duffy: Aktivierungstheorie (Retikulärsystem). S. Schachter und J. E. Singer wiesen auf die Wechselbeziehung physiologischer, sozialer und kognitiver Faktoren bei der Entstehung von Gefühlen hin. Experimente zeigten, dass eine medikamentös herbeigeführte physiologische Erregung subjektiv ganz verschieden erlebt und benannt wurde, je nach der Situation und den verfügbaren Wahrnehmungen. Die Abstufung und Nuancierung der Gefühle hängt offenbar von solchen zusätzlichen Informationen ab. - In der Ethologie wird die Funktion des Gefühls beziehungsweise der Stimmung in der Aktivierung zum Appetenzverhalten beziehungsweise zur Aversion gesehen.
Universal-Lexikon. 2012.